Geschichte des „Jugendtreffs“ in Büchold – Teil 1

Sehr von Bedeutung im Dorf ist auch das Einbeziehen der Jugend in die Dorfgemeinschaft. Seit 1995 haben sie ihr Domizil im Schulhaus mit Hilfe der Stadt und des Vereinsrings eingerichtet und bezogen. Das Jugendzentrum – kurz JUZ genannt – hält nicht nur die üblichen Beat Abende (HOT-SUMMER NIGHTS und X-TREME NIKOLAUSING) ab, sondern beteiligt sich auch aktiv am dörflichen Geschehen. Es war allerdings ein langer Weg, bis sich der Treffpunkt der Bücholder Jugendlichen in der alten Schule ermöglichte:

Vorn der Linne: Die Mutter aller Dorftreffpunkte in Büchold. „An der Linde“ war eigentlich immer jemand, der auf ein Schwätzchen dort gewartet hat. (1989 Foto: Benedikt Feser)

In früherer Zeit traf sich die Jugend mit ihren Eltern zusammen bei „Spielabenden“ in der Nachbarschaft oder bei Bekannten im Dorf – oder auch ab und zu mal mit den Eltern im Gasthof.

Mit der Motorisierung in den sechziger Jahren und der damit verbundenen Beweglichkeit kam der Drang, auch mal eine Spritztour in die Nachbarortschaften zu unternehmen. Wer kein Moped oder sogar Auto bzw. Motorrad besaß, vergnügte sich in seinem Freundeskreis (der Clique) beim Kartenspiel oder Fernsehen in der Gastwirtschaft, bei abendlichen Streifzügen durchs Dorf oder beim Feiern in der Wohnung von Freunden. Dort wurden Schlager gehört, es wurde getanzt und getrunken. Ein beliebter und im Umkreis bekannter Treffpunkt in Büchold waren in den siebziger und achtziger Jahren die fast wöchentlichen Tanzveranstaltungen im Saale des Gasthauses Distler, wo jung und alt sich zu Tanz und Vergnügen einfanden. Als die Gastwirtschaft Distler 1984 ihre Tore schloss, strebte die nun gut motorisierte Jugend hinaus in die Diskotheken und zu den aufkommenden Plattenpartys. Als in der Umgebung langsam die Einrichtung von Jugendzentren in Gang kam, entschloss sich auch die Bücholder Jugend zum Handeln:

Mit schriftlichem Antrag vom 28. Oktober 1985 traten die Bücholder Jugendlichen an den Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung mit der Bitte heran, den Keller neben der Scheune im Pfarrhof als Jugendraum herrichten zu dürfen. In mehreren Gesprächen wurde diesem Anliegen unter diversen Auflagen zugestimmt. Schon die Silvester-Party 1985 konnte im Keller „Aristoteles“, wie ihn die Jugend nannte, gefeiert werden. Um den feuchten Keller jedoch gemütlicher einrichten zu können, wären aufwendige und kostspielige Restaurierungen und viel Eigeninitiative notwendig gewesen. Trotz des Angebotes der Materialbereitstellung durch der Kirchenverwaltung ließ die Jugend von diesem aufwendigen Vorhaben ab und richtete sich den Keller nur provisorisch ein.

1988, im Jahr der 1200-Jahrfeier Bücholds, bei der die Jugendlichen mit dem Bau von Lehmhütten (Darstellung der Ureinwohner von Büchold) am Afterbankweg glänzten, reifte bei ihnen die Idee, die anstehenden Geburtstage einiger Kameraden mit einer Feier auf der Pferdekoppel des Anwesens Otto Brust (Afterbankweg) gebührend zu begehen. Jahrelang war die jährliche Koppelfeier im Juli der Höhepunkt des „Jugend-Jahres“.

Gruppenbild der „Ureinwohner“ bei der 1200-Jahrfeier in Büchold 1988: Hier reifte die Idee der Koppelfeier

Nebenbei existierte seit Sommer 1988 auch noch die „Baubude“ unterhalb des Seeweges, die abseits vom Dorf ein beliebter Treffpunkt der Jugend wurde. Mit einem Traktor wurde damals ein Bauwagen von Halsheim nach Büchold transportiert. Hier störte nun niemanden die laute Musik, und man war ganz unter sich. Als die Baubuden in der ganzen weiteren Umgebung jedoch überhandnahmen, griff die Polizei ein und verbot diese Art von Jugendtreffs.

Danach diente das leerstehende Anwesen Götz in der Brackenstraße, das die Stadt Arnstein gekauft hatte, um dort einmal das Feuerwehrhaus zu errichten, 25 Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren ab 1991/92 als Treffpunkt. Das von der Stadt Arnstein kostenlos zur Verfügung gestellte alte Nebengebäude des Anwesens wurde in vielen Arbeitsstunden hergerichtet, und schon nach kurzer Zeit ertönten aus dem „Schuppen“ heiße Rhythmen. Mangels sanitärer Anlagen und immer öfter auftretender Schwierigkeiten mit der dortigen Nachbarschaft war dies jedoch keine endgültige Lösung bei der Suche nach einem festen Treffpunkt.

Als Oberlehrer Isidor Schmitt und Gattin im Juli 1994 verstarben, wurde die ehemalige Lehrerwohnung in der alten Schule frei und auf Antrag der Bücholder Jugendlichen von der Stadt Arnstein zum Ausbau eines Jugendzentrums zur Verfügung gestellt.

Fortsetzung folgt…